In Zeiten knapper Kassen scheint es angemessen, Ausstellungs- und Verkaufsgelegenheiten für Künstler der Gegenwart zu minimieren. Denn Kunst ist ein Luxusgut. Nun wäre es eine grobe Fahrlässigkeit in Kunstwerken einzig den Gewinn zu sehen. Um wie viel ärmer unsere Kulturlandschaft ohne Kunst bzw. nur mit einer Auswahl gewinnversprechender Werke wäre, zeigt die vorübergehende Schließung der Hamburger Galerie der Gegenwart. Es schien daher richtig und modern, eine Ausstellungsserie zu bestimmten Themen in die Welt zu rufen, in der das Publikum einziger Juror der Werke ist.
Es gibt kaum eine Frage, die so kontrovers beantwortet werden kann, wie die nach der Definition von Lust. Der heutige Begriff umschreibt eine Mischung aus dem Erbe der hohen Lustkultur des Barocks, gepaart mit Anrüchigem und Dekadentem der Gegenwart. Vielen fällt als erste Assoziation Pornografie oder Sexualität ein. Nun zeigen die rund 500 Werke der Ausstellung nicht nur frivole Posen und Fetisch, sondern ebenso Lebenslust, die Lust am Fotografieren oder wie am Papstbild bzw. an \"Zölibat\" deutlich wird, auch Reaktionen auf das aktuelle Nachrichtengeschehen.
Diese Dokumentation der Positionen zum Lustbegriff ging jedoch fast unbemerkt an der Kritik und in den Kommentaren der Presse vorbei. Dagegen scheint die Frage, ob es möglich ist, eine unjurierte Ausstellung dem Publikum zugänglich zu machen, viel interessanter zu sein. Warum entscheidet bei einem Thema wie Lust ausgerechnet die Form der Ausstellung über den Inhalt? Achim Preiß, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar und Schirmherr der 1. Bazonnale \"Lust2010\" gab eine Antwort auf die Frage nach Lust und offensichtlichem Frust in unserer Gegenwart. Des Pudels Kern ist offensichtlich eine Unmündigkeit des einzelnen Betrachters ohne die vorherige Auslese durch eine Jury ein Urteil über Kunst fällen zu können.
Den ausführlichen Text finden Sie hier.