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RhinePrize 2015: Kunst im Außenraum

In diesen Tagen kann man in Bonn Paradebeispiele für den Dialog zwischen Kunst und Natur bewundern. Die Teilnehmer und Gewinner des »RhinePrize« sind hier den ganzen Sommer über zu sehen. Vanessa Gotthardt hat sich bei der Preisverleihung umgesehen.

Kunst im Außenraum, in Kontakt und Kommunikation mit Umwelt und Betrachter, ist von jeher ein zu Unrecht äußerst stiefmütterlich behandeltes Thema im Kunstdiskurs. Diesen Umstand zu ändern und Künstlern gleichzeitig fernab des Galeriebetriebes eine Plattform und einen (Außen-)Raum für Ihre Skulpturen, Plastiken und Installationen zu bieten, hat sich der im Jahre 2013 in Bad Godesberg gegründete Verein TheRhineArt e.V. auf die Fahnen geschrieben und diesem Ansinnen nachgehend einen Preis für hervorragende künstlerische Gestaltung im Außenraum ausgelobt. Am 14. Juni konnte nun bei strahlendem Sonnenschein und vor großem Publikum der mit 8000 Euro dotierte »TheRhinePrize« erstmalig auf dem Anwesen des Katharinenhofes nahe Bad Godesberg verliehen werden. Dem von Frank Piotrowski und Horst Matrong gestifteten Preis schloss sich noch eine Spende der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. an, so dass insgesamt ein Preisgeld von 11 000 Euro vergeben werden konnte.

Im Rahmen der Ausschreibung, der 80 Künstler aus ganz Deutschland nachgekommen waren, ist Ende Mai ein kleiner Skulpturenpark mit den 36 nominierten Arbeiten entstanden, die dem Besucher eine große Vielfalt bezüglich ideeller, formaler und technischer Ausführung künstlerischer Arbeit sicht- und erfahrbar machen. Allen Arbeiten gemeinsam ist die spürbare, werkimmanente Kommunikation mit der Außenwelt, die vor allem durch die Abwesenheit physischer Raumgrenzen zustande kommt.

Die Bewerbungskriterien hatte der Verein bewusst offen gehalten, einzig ein »rheinischer Hintergrund« in Werk oder Biografie sollte bei den Bewerbern vorhanden sein. Bereits am dritten Juni tagte die Jury, in der neben dem Vereinsvorsitzenden Konrad Beikircher mit Prof. Klaus Honnef, Prof. Walter Smerling, Prof. Jürgen Klauke, Prof. Markus Lüpertz und Dr. Oliver Konrhoff namhafte Größen und Kenner der deutschen Kunstlandschaft zusammengekommen waren. Die Auswahl der drei Preisträger erfolgte dabei »blind«, man stimmte bewusst allein anhand der Objekte ab, ohne Hintergrundinformationen zu Biografien und bisherigem Œuvre der jeweiligen Künstler und Künstlerinnen zu haben. Man sei sich, so Klaus Honnef bei der Verleihungsrede, trotz der hohen Qualität der nominierten Arbeiten auch überraschend schnell einig geworden und außerdem angesichts des Ergebnisses zu der Vermutung gelangt, dass eine reine Männerjury vielleicht »qua Instinkt« eher den Arbeiten von Künstlerinnen zugetan sei.

Am Ende wurde es dann zwar kein rein weibliches Gewinnertrio: Erstplatzierte ist in diesem Jahr aber die Künstlerin Martine-Seibert-Raken mit ihrer Installation »Utopia…es war einmal…«. Alltagsmaterialen in einen neuen Zusammenhang zu bringen, sie ihrem eigentlichen Zweck immer wieder zu entfremden und ihre Poesie in künstlerische Arbeiten zu übersetzen, ist seit längerer Zeit ein Anliegen der Bonner Künstlerin. Vor ihrer Skulptur aus verdichtetem Draht und einer korrodierenden Metallplatte soll der Betrachter nicht nur das dynamische Zusammenspiel mit den Elementen und die tiefe Verbindung zur Natur erfahren können, sie soll in ihrer besonderen Kommunikation mit dem Außenraum auch Endlichkeit und Unendlichkeit des Seins sichtbar machen. Ähnlich raumgreifend und energiegeladen ist die Skulptur »Bang«, die dem Düsseldorfer Künstler Kai Richter zum zweiten Platz verholfen hat. Richter, der sich bei seinen Theorien um das Wesen der Skulptur im 21. Jahrhundert immer wieder auch mit physikalischen Erkenntnissen beschäftigt, hat einen Kern aus Doka-Balken mit wild nach außen drängenden Gerüststangen und Baustützen erstehen lassen und so, dem Urknall nicht ganz unähnlich, aus scheinbar lebloser Materie, aus dem Nichts, Energie geschaffen. Ganz anders, aber nicht weniger aussagekräftig präsentiert sich das drittplatzierte Werk, der »Raummeter« von Esther Wiswe. Die Künstlerin hat einen 1m³ großen, von einer Metallschiene umlaufenen Würfel aus Basalt und Eichenholz in die Landschaft platziert. Nicht nur die akkurate Form steht im krassen Gegensatz zu der sie umgebenden Natur, in Schichtung und Reihung des massiven Materials, im Wechsel der Oberflächenstrukturen und Farbtöne bündelt die Arbeit Kontraste, die auf natürliche und intrinsische Grenzen und Ordnungen verweisen.

Dem Jury-Preis, der von nun an alle zwei Jahre verliehen werden soll, schließt sich am 12. September die Vergabe eines Publikumspreises an. Die ausgestellten Arbeiten sind noch bis 12. September 2015 immer freitags (17.00 – 22.00 Uhr), samstags und sonntags (jeweils 12.00 – 22.00 Uhr) auf dem Anwesen des Katharinenhofes zu besichtigen.

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