Die gemeinsam vom Frankfurter Kunstverein und der Hochschule für Gestaltung Offenbach veranstaltete Tagung widmet sich der Frage, welche Rolle der Kunstkritiker in den den Zeiten der Digitalisierung noch spielt. Wie geht die Kunstkritik mit der Kunst des Internetzeitalters um, die auf Computer und Internet setzt? Wie funktioniert »analoge« Kunst in den sozialen Netzwerken? Das und noch mehr diskutiert die Tagung.
Das Verhältnis von Kunst und Ware wird im Internet durch massenhafte Verbreitung von Reproduktionen immer undurchsichtiger. Es stellt sich die Frage, ob es sich bei den online distribuierten Bildern noch um Reproduktionen handelt oder um einzelne Momente eines ‘verstreuten Originals’, das nur als Netz aus unterschiedlichen Fragmenten und Versionen einer Arbeit zu erfassen ist.
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Rolle des Kritikers als eines Experten, der bestimmten Werken langfristig Aufmerksamkeit verschaffen könnte, umso häufiger Ablehnung erfährt, je mehr sich die Kunst dem Populären zuwendet.
Das Symposium widmet sich der Frage, wie die Kritik einer Kunst begegnen kann, die sich über ihre Vernetzung im Analogen und Digitalen definiert. Welche Darstellungsformen eignen sich zur Annäherung an eine Kunst, die stets ihre Verbreitung mitdenkt, und wie sind diese in Relation zur Kultur des Likens und Dislikens in den sozialen Netzwerken zu sehen? Vor allem hinsichtlich ihrer Rolle für die Formierung von Zivilgesellschaften ist kunstkritische Autorschaft in Zeiten von Vernetzung und Dividualität neu zu durchdenken.
Oft wird der Kunstkritik vorgeworfen, auf einem Subjektmodell zu basieren, dessen Ideal aus der modernen Eigentumsnorm gebildet wurde, und sich damit reibungslos in die Mechanismen des kapitalistischen Systems einzufügen. Auch die Präsentation künstlerischer Arbeiten in Form von digital zirkulierenden, kontextuell ungebundenen installation shots erfüllt ihre Funktion im Dienste einer Warenförmigkeit der Kunst, die mitunter sogar durch die Künstler selbst ostentativ forciert wird. Zeigt sich hier eine kapitalismusaffirmative Seite oder ein Akt selbstreferentieller Meta-Kritik? Falls Letzteres gilt: Was sagt dies über das Verhältnis von Kunstpraxis und Kunstkritik aus? Welche Rolle spielt eine Kunstkritik, deren Gegenstand sich nicht nur selbst versteht, sondern auch selbst erklärt?
Donnerstag, 24. November 2016
14.00: Begrüßung
Franziska Nori, Direktorin Frankfurter Kunstverein
Bernd Kracke, Präsident Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M.
Danièle Perrier, Vizepräsidentin AICA Deutschland e. V.
Einführung: Ellen Wagner, Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M.
14.30 Uhr
Schreiben – Liken – Hashtaggen. Kunstkritik im digitalen Zeitalter
Ismene Wyss (Bern)
15.00 Uhr
(W)ende der Kritik?
Maria Männig (Karlsruhe)
15.45 Uhr Pause
16.00 Uhr
Dividuelle Kunstkritik
Jörg Scheller (Zürich)
17.00 Uhr Pause
17.15 Uhr
Formate digitaler Ausstellungskritik und die Wirkmacht des installation shot
Yvonne Schweizer (Bern)
17.45 Uhr
Subjektives Sehen. Eine Frage des Standards
Agnieszka Roguski (Berlin)
18.30 Uhr Pause
18.45 Uhr
Enteignungsprotokolle – Kunstkritik als Organisationsform
Kerstin Stakemeier (Nürnberg)
Freitag, 25. November 2016
09.45 Uhr Begrüßung
Ellen Wagner, Hochschule für Gestaltung Offenbach a. M.
10.00 Uhr
Wie vermeide ich Fallen und andere Stolpersteine
Noemi Smolik (Bonn/ Prag)
11.00 Uhr Pause
11.15 Uhr
Vaporwave – Kunst und Kritik im Techno-Kapitalismus
Alexander Roth (Berlin)
12.00 Uhr
Was ist noch ein Argument? Kunst und Kritik nach dem Celebritive Turn
Kolja Reichert (Frankfurt)
13.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.
Um Registrierung bis zum 18. November 2016 unter wagner@hfg-offenbach.de wird gebeten.