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Tagung: Performing Reality. Jahrestagung der Vereinigung der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz, am 31. August und 1. September 2018 in Bern

Die Darstellung der Wirklichkeit in den Künsten ist das Thema der Jahrestagung der Vereinigung der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz. An zwei Tagen befragen die Teilnehmer der Tagung sowohl die Kunst der Gegenwart, als auch historische Werke nach ihrem realistischen Gehalt.

Realismus – die künstlerische Darstellung von Realität – stand schon immer in einem spannungsvollen Verhältnis zur Wirklichkeit selbst, ein Spannungsfeld, in dem sich Dokumentarismus, Wahrheitsanspruch und Sozialkritik berühren oder gar überlappen. Mit Fotografie, Film und digitalen Medien sind Kunstschaffende der Realität so nah wie noch nie. Aufzeichnung und Wiedergabe können «live» geschehen und in «real time» die Wirklichkeit beeinflussen. Doch wie gestaltet sich die Darstellung von Realität in Zeiten von «fake news» und »alternative truths«? Welche gestalterischen und ethischen Probleme ergeben sich für Künstler/innen, die mit Wirklichkeit arbeiten, sie darstellen, oder sogar in sie eingreifen?

Realistische und dokumentarische Bilder prägen zwar die Wahrnehmung der Wirklichkeit, doch sind sie keine Garanten für die Wahrheit. In der Kunst des 20. Jahrhundert standen sich verschiedene Verfahren des Realismus gegenüber: Im einen Fall wird die vorgängige Realität über die Repräsentation ins Bild hineingeholt, im anderen wird die Materialität der Kunst selbst zum »Realen« erklärt.

Wirklichkeit als Darstellung und Wirklichkeit als Situation schliessen sich gemeinhin aus. Lässt sich aber Kunst auch auf Realität beziehen, indem sie die Wirklichkeit im Werk nicht nur darstellt, sondern zugleich gestaltend in ihre eigene, situative Realität als Kunstwerk eingreift? In Bezug auf den Literaturwissenschaftler Denis Hollier hat Dorothea von Hantelmann den Begriff des »performativen Realismus« herangezogen, der nicht allein über Abbildung einen Realitätsbezug herstellt, sondern auch über eine »räumlich-zeitliche Situierung« der Geschichte und eine ich-bezogene »Spezifizierung des erzählten Geschehens« in die Wirklichkeit eingreift.

Programm

Freitag, 31. August 2018
Kunstmuseum Bern, Hodlerstraße 8-12

13.15 Uhr
Begrüssung und Einleitung
Kathleen Bühler, Kuratorin Abteilung Gegenwart, Kunstmuseum Bern
Julia Gelshorn, Professorin für Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart, Université de Fribourg

Ereignis und Körper
Moderation: Kathleen Bühler, Kunstmuseum Bern

13.30 Uhr
Die Kunst des Realen. Geschichte, Wirklichkeit und Neuerfindung von Allan Kaprows Arbeit – Dirk Hildebrandt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kunsthistorisches Institut, Universität zu Köln

14.15 Uhr
Feministische Körperbilder in der Malerei. Maria Lassnig und der neue amerikanische Realismus der 1970er-Jahre – Stefanie Proksch-Weilguni, Doktorandin, eikones – Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes, Universität Basel

15.00 Uhr Pause

Materialität des Realen
Moderation: Melissa Rérat, Vorstand VKKS / Université de Neuchâtel

15.30 Uhr
Performative Taxidermie. Berlinde de Bruyckeres Pferde-Plastiken – Laura-Mareen Janssen, freie Autorin (TV & HF) / Kunstvermittlerin, Berlin

16.15 Uhr
Synthetische Realismen. Kunststoff und Wirklichkeit bei Lea Lublin – Charlotte Matter, Wissenschaftliche Assistentin, Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich

17.00 Uhr Pause

17.15 Uhr
Situation als Material. Interventionskunst als politischer Gegenentwurf – eine formalästhetische Analyse – Wiebke Hahn, Doktorandin und kuratorische Assistenz, Daimler Art Collection, Berlin

18.30 Uhr
Abendvortrag
Robert Walser-Sculpture (Juni bis September 2019, 13. Schweizerische Plastikausstellung Biel)
Thomas Hirschhorn, Künstler, Paris

Samstag, 1. September 2018
Kunstmuseum Bern, Hodlerstraße 8-12

Evozieren, Zeigen, Fiktionalisieren
Moderation: Marianne Burki, Präsidentin VKKS / Pro Helvetia, Zürich

09.45 Uhr
Evoking the reality of conflict. Wirklichkeitsräume zwischen Kunst und Journalismus, Inszenierung und Dokumentation – Nadine Isabelle Henrich, Doktorandin und Kuratorin der Ausstellung »Evoking Reality«, Daimler Art Collection, Berlin

10.30 Uhr Pause

11.00 Uhr
Implizite Bilder – Strategien des Nicht-Zeigens in Jeff Walls »Dead Troops Talk« (1992) – Marie-Louise Namislow, Doktorandin, Fachgruppe Kunstwissenschaft, Universität Konstanz

11.45 Uhr
Schnitzeljagd oder: den Index fiktionalisieren. In situ als Imaginationspotential am Beispiel einiger Arbeiten der »Skulptur Projekte 2017« in Münster – Johanne Mohs, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Schweizerisches Literaturinstitut und Forschungsschwerpunkt Intermedialität, Hochschule der Künste Bern

12.30 Uhr Mittagspause

Hergestellte Wirklichkeiten
Moderation: Julia Gelshorn, Université de Fribourg

14.00 Uhr
This is not a game, this is reality: Hito Steyerls »Factory of the Sun« – Katharina Brandl, Stipendiatin, eikones – Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes, Universität Basel

14.45 Uhr
Réaliser le possible, performer la réalité. Autour de »The Great Refusal« du collectif LIGNA – Valeria de Luca, chercheuse associée LIAS, Institut Marcel Mauss, EHESS Paris

15.30 Uhr Pause

16.00 Uhr
Performed into being: the realism of filmed rituals – Naomi Vogt, Postdoctoral Research Fellow, UCL History of Art, London

16.45 Uhr
Potenzierte Realitäten jenseits der Kritik. Von der Beobachtung zur Handlungsanweisung – Peter J. Schneemann, Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart, Universität Bern

17.30 Uhr Schluss der Tagung

Tagungsort: Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8 – 12, 3011 Bern

Konzept und Organisation: Kathleen Bühler, Kunstmuseum Bern, und Julia Gelshorn, Université de Fribourg

Informationen zur Tagung und zur Anmeldung unter www.vkks.ch.

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