Ausstellungsbesprechungen

TOP 12. Meisterschüler zu Gast in der Städtischen Galerie Karlsruhe, bis 7. Oktober 2012

Noch bis Sonntag zeigen 28 ausgewählte Meisterschüler der Karlsruher Akademie in der "Heimatstadt" ihre Arbeiten. Hinter dem Ausstellungstitel »TOP 12« verbergen sich Werke aller Gattungen, die einerseits für sich selbst sprechen, aber auf der anderen Seite als ein großes, mehrteiliges Kunstwerk angesehen werden können. Günter Baumann hat es sich angeschaut.

Immer deutlicher lässt sich ein Trend zur speziellen Nachwuchsförderung angehender KünstlerInnen erkennen: die Präsentation ganzer Klassen, die sich im Licht ihrer Meister und im Wettbewerb inter pares, unter Gleichgesinnten, präsentieren können. Der Nürnberger Ralph Fleck zeigt regelmäßig Arbeiten seiner Klasse im akademischen Umfeld, Birgit Brenner aus Stuttgart hat ihre SchülerInnen aktuell in der fast musealen Umgebung der Galerie AbtArt untergebracht (»wir sind klasse. brenner«), und Volker Lehnert – ebenfalls aus Stuttgart – kann demnächst in der Städtischen Galerie in Geislingen Schülerarbeiten unter dem Motto »Von der Erdung« zeigen. Die „Mutter aller Meisterschüler-Schauen“ ist aber wohl die Ausstellungsserie der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, die seit 12 Jahren durch Baden-Württemberg tourt: Zur Zeit ist es die seit Beginn so durchgezählte Ausstellung »Meisterschüler Top 12«, ein Heimspiel zu Ehren des runden Dutzends. Wurden die Meisterschüler-Präsentationen der gegangenen Jahre in verschiedenen Orten Baden-Württembergs – und sogar einmal in der Schweiz – gezeigt, sind die aktuellen Absolventinnen und Absolventen der Karlsruher Akademie in der Städtischen Galerie vor Ort zu sehen. Betreut wird die Reihe seit Jahren von Professor Ernst Caramelle. 2012 wurde erstmals ein Meisterschülerpreis der Vereinigung der Freunde der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe vergeben – Anlass ist das 50jährige Bestehen des Freundeskreises.

Mit der renommierten Örtlichkeit, die einen Schwerpunkt in der Sammlung der Kunst im deutschen Südwesten sieht, bietet sich den 28 ausgewählten Meisterschülern nicht nur ein erstes Forum für ihre Kunst, sie ist auch einerseits Ausdruck der Wertschätzung des künstlerischen Nachwuchses und zum anderen eine Möglichkeit zu zeigen, dass die Vielfalt hochgehalten wird in Zeiten, wo die Medien gern Schulen ausrufen, die angeblich den Markt bestimmen: In der Ausstellung sind die klassischen Gattungen der Malerei, Plastik und Zeichnung bzw. Grafik genauso vertreten wie die Videokunst und die Performance. Das Karlsruher Ausstellungsmodell dürfte einzigartig sein in Deutschland, denn neben der Präsenz im Südwesten (bisher gastierte die Ausstellungsreihe in Baden-Baden, Esslingen, Freiburg, Heidelberg, Mannheim) gibt es einen Katalog, mit dem man als Sammler oder Museumsleiter auch nach dem Ende der Ausstellung durchaus die KünstlerInnen von morgen entdecken kann: Jeder Teilnehmer kann mit fachlicher Unterstützung zwölf Seiten zur Selbstdarstellung füllen. Die Auswahl aus mehreren Klassen der Akademie macht es möglich, dass ein außerordentlich hohes Niveau gewahrt wird.

Die jungen Stars am Akademiehimmel 2012 sind: Selma Alaçam, Josef Bartz, Katja Colling, Thomas Dawidowski, Alex Feuerstein, Jonas Fleckenstein, Jörg Gelbke, Simon Häske, Chan-Joo Hwang, Ross Jago, Beate Körner, Zora Kreuzer, Max Leiß, Rebekka Löffler, Kai Mailänder, Carolin Mayer-Eming, Tomomi Morishima, Natalie Obert, Felix Oehmann, Andreas von Ow, Swjatoslav Palamartschuk, Ulrich Paquet, Uta Pütz, Nelly Rempel, Jens Stickel, Tobias Talbot, Johannah Vogt und Hanna Woll.

Kai Mailänder, Meisterschüler von Professor Ernst Caramelle an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, erhielt den 1000 Euro dotierten Meisterschüler-Preis; aufgrund der Qualität des Teilnehmerfelds wurden zudem zwei weitere Preisträger mit je 500 Euro bedacht: Die Bächli-Schülerin Carolin Mayer-Eming und Tomomi Morishima aus der Klasse Prof. Helmut Dorner. Mailänders kleinformatige Faltungen hatten sicher nicht allzu viele auf dem Siegerschirm, verständlich war die Prämierung dennoch angesichts der raffinierten Einbindung von akkuraten Realitätsschilderungen und formaler Abstraktion. Die relativ düsteren C-Prints Mayer-Emings und die leuchtfarbigen Gartenmotive von Tomomi Morishima geben eine gute, ja faszinierende Vorstellung der Karlsruher Bandbreite. Über die offiziellen Highlights hinaus darf man natürlich die grandiosen Arbeiten der Kolleginnen und Kollegen nicht übergehen. An erster Stelle seien die mal seismographisch verstörend wirkenden, mal alle Schattierungen auslotenden Kugelschreiberzeichnungen von Josef Bartz, die wie Überblendungen mystifizierten Landschaftsgouachen von Nelly Rempel oder die hochreflektierten Videosequenzen, Fotoprints und Performance-Aufnahmen von Beate Körner zu nennen. Insgesamt ist diese Schau eine Präsentation von so beeindruckendem Gehalt, dass sie als »ausgewachsene« Darbietung durchgeht, an der durchweg alle Teilnehmer ihren Beitrag geleistet haben.

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