Seit 1998 untersuchen die Mitglieder der Kommission für Provenienzforschung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien die Provenienzen der in den Bundesmuseen und Sammlungen befindlichen Objekte. Als besonderes Desiderat erwies sich in diesem Zusammenhang die Erforschung der Rolle des mitteleuropäischen Kunsthandels. Ziel des geplanten Symposiums ist es, die Schlüsselrolle des Kunsthandels im nationalsozialistischen Kunst- und Kulturgutraub zu beleuchten und den Voraussetzungen bzw. den Folgen dieser Entwicklungen bis zur Gegenwart nachzuspüren.
Es kann inzwischen als Tatsache gelten, dass der Kunsthandel tief in den nationalsozialistischen Kunst- und Kulturgutraub verstrickt gewesen ist – der wiederum als Teil der nationalsozialistischen Verfolgungs-, Vertreibungs- und schließlich Vernichtungspolitik betrachtet werden muss.
Kunst- und Antiquitätenhandlungen sowie Antiquariate in jüdischem Eigentum wurden arisiert, entzogen oder zwangsweise aufgelöst, Warenbestände veräußert und Sammlungen zerschlagen. Verfolgte Jüdinnen und Juden sahen sich gezwungen, privaten Kunstbesitz und Bibliotheken weit unter dem tatsächlichen Wert an Händler und Händlerinnen regelrecht zu verschleudern, um ihre Flucht oder diskriminierende Steuern bezahlen zu können. Der Kunsthandel zählte zu den großen Profiteuren dieser gewaltsamen rassistischen Umverteilungsmaßnahmen.
Mittwoch 23. März 2011
18.00 Uhr
Begrüßung: Sektionschef Dr. Michael P. Franz, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Einleitende Worte: Mag. Eva Blimlinger, Kommission für Provenienzforschung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
Festvortrag: Univ. Prof. Dr. Sebastian Schütze, Universität Wien: Sammler, Agenten, Kunsthändler: Akteure des frühneuzeitlichen Kunstbetriebes und ihre Handlungsspielräume
Donnerstag 24. März 2011
9.00-10.45
Kunst sammeln – Kunst handeln. Jüdische SammlerInnen und die Profiteure in Österreich und Deutschland
Chair: Eva Blimlinger, Wien
10.45-11.15
Kaffeepause
11.15-12.45
Geschädigte und Profiteure: KunsthändlerInnen und -sammlerInnen in Österreich
Chair: Susanne Rolinek, Salzburg
12.45-14.00
Mittagspause
14.00-15.30
Kunsthandel und Kunstrestitution. Im Spannungsfeld von Metropolen und Provinz am Beispiel der Stadt Linz
Chair: Niko Wahl, Wien
15.30-16.00
Kaffeepause
16.00-17.30
Salvaged Art, New Repositories. Histories of Collections in Israel
Chair: Ingo Zechner, Wien
17.30-17.45
Kaffeepause
17.45-18.45
The Dutch Art Market 1930-1945 and Dutch Restitution Policy Regarding Art Dealers
Chair: Evelien Campfens, Den Haag
Freitag 25. März 2011
9.00 -10.30
Alfred Flechtheim, „marchand amateur“: seine Galerien, seine Künstler und die Kunst aus der Südsee 1926-1937
Chair: Laurie Stein, Chicago
10.30-11.00
Kaffeepause
11.00-12.45
Der Handel mit „Entarteter Kunst“ und seine Protagonisten
Chair: Andreas Hüneke, Potsdam
12.45-14.00
Mittagspause
14.00-15.00
Die Bedeutung von kunstgewerblichen Objekten für den Handel und den Aufbau musealer Sammlungen in der NS-Zeit
Chair: Stephanie Tasch, Berlin
15.00-15.15
Kaffeepause
15.15-16.45
Internationale Transfers“: Der nationalsozialistische Kunstraub und seine Folgen
Chair: Christian Huemer, Los Angeles
16.45-17.00
Kaffeepause
17.00-18.30
Kunst, Restitution und Recht
Chair: Christoph Bazil, Wien
Tagungsorte
Festvortrag: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, 1010 Wien, Minoritenplatz 5, Audienzsaal
Symposium: MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Stubenring 5, 1010 Wien, Eingang: Weiskirchnerstraße 3
Anmeldung und Kontakt
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten. Aufgrund der beschränkten Sitzplätze wird für den Festvortrag um verbindliche Anmeldung ersucht. Anmeldung: Tel. +43-1-53415- DW 165 und kunsthandel@khm.at