Der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft veranstaltet das erste Forum Kunst der Neuzeit. Dieses steht unter dem Eindruck der Lutherdekade und untersucht die Kunst der Konfessionalisierung und ihre Begleiterscheinung. Dabei erfasst es sowohl sakrale Kunst als auch Architektur, Ikonographie und profane Kunst.
Die Tagung wird dem Thema »Die Kunst der langen Konfessionalisierung 1517–2017« gewidmet sein und soll epochenübergreifend nicht alleine die Kunstwissenschaft, sondern allgemein die Geisteswissenschaft und auch die Theologie einbeziehen.
Die Diskussion der Tagung soll den aktuellen historischen und kirchengeschichtlichen Ansätzen Rechnung tragen, indem sie die Konfessionskulturen von 1517 bis 2017 erstmals in dieser breiten Spanne für die Kunstgeschichte in den Blick nehmen will.
Kein Ort ist aufgrund seiner Geschichte für die geplante Tagung so geeignet wie Augsburg: Nach der Formulierung der »Confessio Augustana« (1530), der Bekenntnisschrift der Lutherischen Kirche, wurde – veranlasst durch Kaiser Karl V. – das »Augsburger Interim« (1548) verfasst, das eine Gleichberechtigung in der Ämterverteilung beider Konfessionen enthielt und im »Augsburger Reichs- und Religionsfrieden« von 1555 gipfelte.
Im Geiste der Parität der Konfessionen sollen auf der Augsburger Tagung jeweils die zwei Seiten der Medaille betrachtet werden und dabei einmal die Rolle von Architektur und Bildender Kunst im langen Konfessionalisierungsprozess und zum anderen die Diskurse aus der fach- wie wissenschaftsgeschichtlichen Perspektive betrachtet werden. Über Gattungs- und Epochengrenzen hinweg soll die Rolle von Architektur und Bildenden Künsten untersucht werden, wobei das Thema fokussiert wird auf Kunstdenkmäler im deutschsprachigen Raum. Der im Tagungstitel verwendete Begriff der Konfessionalisierung beschreibt dabei die parallel und auch teilweise querlaufende und ineinandergreifende Entwicklung von Kirche, Staat und Gesellschaft in den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach 1517.
Mittwoch, 7. September 2016
16.00–18.00 Uhr
Plenum
Antje Fehrmann (Berlin): Konfessionalisierung und Traditionsbildung in den Wettbewerben zum modernen Kirchenbau nach 1840
Arwed Arnulf (Berlin): Traditionsverweisende Inanspruchnahme und repräsentative Inszenierung. Formen, Funktionen und Strategien protestantischer Veränderung altgläubiger Kirchenräume im 17. und 18. Jahrhundert
Anna Schreurs-Morét (Freiburg): Zeugnis, Gedächtnis, Zeichen? Fallbeispiele künstlerischer Annäherungen der Konfessionen im 17. Jahrhundert
18.00 Uhr
Abendveranstaltung
Abendvortrag: Lyndal Roper (Oxford): Frühe reformatorische Bildpropaganda
Empfang der Universität
Donnerstag, 8. September 2016
9.00–12.30 Uhr
Augsburg
Yvonne Arras (Tübingen): Zwischen Ordensreform und Reformation. Johann Faber und der Neubau der Dominikanerkirche St. Magdalena in Augsburg
Danica Brenner (Trier): "anders zulernen gedrungen". Quantitative Beobachtungen zu den Auswirkungen der Konfessionalisierung auf die Augsburger Maler
Angelika Dreyer (München): »Ein Bild kommt von der Hand des Künstlers ungeweyhet« – Barocke Freskomalerei in den protestantischen Kirchen Augsburgs
Klaus Wolf (Augsburg): Konfessionelle Kostüme oder Ökumene im Bühnenbild? – Neue Überlegungen zum Drama des konfessionellen Zeitalters
9.00–12.30 Uhr
Wissenschaftsgeschichte / Konfessionelle Bildung
Anja Ottilie Ilg (Trier): Konfessionalisierende Cranach-Imaginationen: Cranach der Ältere als diskursive Künstlerfigur
Stefanie Knöll (Coburg): Der konfessionelle Blick: Kunsthistorische Forschung zum Totentanzmotiv im 19. Jahrhundert
Jörg Stabenow (Dortmund): Die Kanzeln der Konfessionen. Ein identitätsstiftendes Kirchenmöbel in konfessionsübergreifender Perspektive
11.45–11.15 Uhr | 12.20–12.50 Uhr
Einführung in die Sonderausstellung "Bibeln vor und nach Luther. Handschriften und Drucke vom 8. bis zum 18. Jahrhundert" der Universitätsbibliothek Augsburg/Schatzkammer der Zentralbibliothek
14.00–14.40 Uhr
Postersektion: Werkstattberichte
Hanns-Paul Ties (München): Der Maler und Täufer Bartlme Dill Riemenschneider (ca. 1495/1500–1549/50). Reformatorische Kunst im katholischen Tirol
Romina Ebenhöch (Gießen): Schmuck und Konfession? Zur Frage nach dem Verhältnis von Konfession und Gestaltung von Schmuckanhängern in Buchform
Waltraud M. Solty (Merzig): Kontinuität und Wandel des Familienbildes am Beispiel der Anna Selbdritt und der Heiligen Sippe in der deutschen Renaissancekunst
Constanze Köster (Kiel): Jürgen Ovens und der Einfluss der Konfession auf Leben und Werk eines deutschen Malers des 17. Jahrhunderts. Sakrale Malerei nach katholischem Vorbild für den lutherischen Norden
14.00–18.15 Uhr
Ikonographie
Julia Fischer (Freiburg): Zwei Konfessionen, ein Bildprogramm? Die Fresken des simultan genutzten Kirchenraums der Stadtpfarrkirche St. Martin in Biberach an der Riss (1746–1748)
Katharina Frank (Stuttgart): Die biblischen Historien der Cranach-Werkstatt zwischen Wissenschaftsgeschichte und Konfessionalisierung
Andrea Gottdang (Salzburg): Katholische Buße – Mit Pracht, Musik und Freude. Die Exegese des 4. Bußpsalms im Bußpsalmencodex Albrechts V. (BSB München, Mus.ms.A)
Christian Neddens (Saarbrücken): »Genuin lutherisch« oder »allgemein christlich«? Konfessorische Bilder und Texte am Vorabend des Augsburger Reichstags (1530)
14.45–18.15 Uhr
Architektur
Meinrad von Engelberg (Darmstadt): Tempus oder Modus? Die Konfessionsgebundenheit des Kirchenraums als Grundfrage der »langen« Konfessionalisierung
Ulrich Fürst (München): Die Erfindung der süddeutschen Wandpfeilerkirche in den Jahren um 1600 – Neue Konzepte für den Kirchenraum in einer konfessionellen Gemengelage
Kai Wenzel (Görlitz): Konfessionelle Codierungen im mitteleuropäischen Kirchenbau der Frühen Neuzeit
20.00 Uhr
Abendveranstaltung
Abendvorträge (Kontinuität und Diskontinuität. Vom vorreformatorischen zum evangelischen Frauenkloster in Niedersachsen):
Abendöffnung im Maximilianmuseum und in der Staatsgalerie
Freitag, 9. September 2016
9.00–15.30 Uhr
Ausstattung von Sakralräumen
Uta Kuhl (Schleswig): Die Kapelle von Schloss Gottorf - ein früher protestantischer Kirchenraum. Glauben und herrschaftliche Repräsentation
Esther Meier (Gießen): Kontroverstheologische Diskurse in einer Simultankirche: Die Bildausstattung von St. Petri in Bautzen
Mateusz Mayer (Wien): Grabkapellen als Medium konfessioneller Auseinandersetzung im barocken Schlesien?
Almut Pollmer-Schmidt (Frankfurt a.M.): Gemalte Kirchen als Medien des konfessionellen Diskurses
Inga Brinkmann (Marburg): Konfessionelle Erforschung und Inanspruchnahme mittelalterlicher Kirchenausstattung im 19. Jahrhundert in Deutschland
Wolfgang Cortjeans (Leuven, Belgien/Berlin): Fiktion Gotik: Die Kanonisierung des Handwerklichen in der Stilauffassung der »Kölner Richtung«
16.00–17.30 Uhr
Profane Kunst
Michael Wenzel (Wolfenbüttel): Artefakt und Bekenntnis. Philipp Hainhofers Kunstschränke im Spiegel konfessioneller Positionen vor und während des Dreißigjährigen Krieges
Rainer Schmitz / Johanna Söhnigen (Berlin): "Lebe droben, o Vaterland." Über die Sakralisierung der Nation in der Architektur
20.00 Uhr
Abschlussveranstaltung: Konzert und Empfang in den Städtischen Kunstsammlungen
Abendöffnung im Maximilianmuseum und in der Staatsgalerie
Samstag, 10. September 2016
9.00–12.00 Uhr
Stadtführungen in Augsburg
Anmeldung zur Teilnahme unter www.neuzeitkongress.de
Tagungsbüro Forum Kunst der Neuzeit
Ulrike Rück M.A. | Universität Augsburg, Lehrstuhl für Kunstgeschichte/Bildwissenschaft | Universitätsstr. 10 | 86159 Augsburg | Tel.: +49/179/6 76 55 66 | E-Mail: tagungsbuero-fkdn@o2mail.de
Deutscher Verein für Kunstwissenschaft e. V.
Geschäftsstelle Berlin | Jebensstraße 2 | 10623 Berlin |
E-Mail: dvfk@alice.de
Organisiert durch
Wolfgang Augustyn (München) | Dorothea Diemer (München) | Birgit Ulrike Münch (Trier) | Andreas Tacke (Trier)