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Tagung: Echte Kunst? Zum ästhetischen Status von Original, Fälschung und Kopie am 13. Juni 2010 in Schwerin

Warum wollen wir im Allgemeinen das Original und nicht eine Kopie oder Fälschung sehen? Würde eine perfekte Nachbildung nicht genauso unseren Ansprüchen genügen können? Was sind andernfalls die wesentlichen Eigenschaften eines Kunstwerks, die es von seiner Kopie oder Fälschung unterscheiden? Die Tagung » Echte Kunst? Zum ästhetischen Status von Original, Kopie und Fälschung « in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Schwerin beleuchtet das komplexe Thema aus philosophischer und kunstwissenschaftlicher Perspektive. Weit reichende Bezüge hierfür bieten die Schweriner Sammlungen europäischer Kunst des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, die neben weltberühmten Meistern der niederländischen Malerei über Skulpturen Ernst Barlachs bis zu bedeutenden Vertretern der zeitgenössischen Kunst einen herausragenden Marcel Duchamp-Werksatz beinhalten.

Ob postume Güsse der Plastiken des Künstlers Hans Arp oder fragwürdige Provenienzen von Werken Amedeo Modiglianis wie sie im letzten Jahr im Rahmen der großen Bonner Retrospektive aufgetaucht sind – in regelmäßigen Abständen erschüttern Skandale um fälschlicherweise als ‚echt’ deklarierte Meisterwerke den Kunstbetrieb und die Erwartungshaltung des Museumspublikums. Dabei ist die Geschichte des Fälschens so alt wie die Geschichte der Kunst selbst und reich an Beispielen, bei denen das meisterliche Kopieren von Originalen den Ruhm etwa eines Michelangelos mitbegründete. Vom „Fälschen in der Kunst“ spricht man dann auch erst seit dem 19. Jahrhundert, mit Beginn eines modernen, bürgerlichen Kunstverständnisses, das Kunst nicht zuletzt als populäre Wertanlage erkannte. Mit dem Marktwert von Kunst wurden auch Begriffe wie Original und Genie als Ausdrucksformen künstlerischer Individualität neu verhandelt – während früher handwerkliche Fertigkeiten im Vordergrund standen, rückte nun die Bedeutung des Urhebers und seines „geistigen Eigentums“ in den Vordergrund. Die Frage „Was ist ‚echte’ Kunst?“ wurde für zu einem Streitfall für Juristen wie für die Wissenschaft und die Künstler selbst.

Die Tagung findet statt im Rahmen des Kooperationsprojekts Philosophie:Kunst 2009-2011, das die Kulturstiftung des Bundes und die Ludwig-Maximilians-Universität München bis Juli 2011 gemeinsam mit fünf Museen in Deutschland veranstalten.

Programm

Moderation Prof. Dr. Jakob Steinbrenner (Ludwig-Maximilians-Universität München)

10:00 –10:15
Dr. Dirk Blübaum (Direktor Staatliches Museum Schwerin): Begrüßung

10:15 –10:30
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin (Philosophisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München): Vorstellung des Kooperationsprojekts Philosophie : Kunst 2009 -2011

10:30 –11:30
Prof. Dr. Jens Kulenkampff (Institut für Philosophie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Nelson Goodman über Original und Fälschung

11:45 –12:45
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Institut für Kunstwissenschaft und Medientheorie, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe): Gurskyesque: Das Web 2.0, Ende des Originalitätszwangs und Rückkehr des nachahmenden Künstlers

Mittagspause

13:45 –14:45
Prof. Dr. Lars Blunck (Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin): »Kult der Echtheit«, oder: Wann ist ein Original? Zur Konfusion von Original und Kopie seit M. Duchamp

15:00 –16:00
Prof. Dr. Reinold Schmücker (Philosophisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster): Lob der Fälschung

Kaffeepause

16:30 –17:30
Prof. Dr. Maria Elisabeth Reicher-Marek (Philosophisches Institut, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen): Vom wahren Wert des Echten und des Falschen

17:45 –18:45
Abschlussdiskussion

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