Ausstellungsbesprechungen

Weg und Werke des Naumburger Meisters

Nach der erfolgreichen Landesausstellung 2011 gewährt die neue Dauerausstellung im Naumburger Dom mit 50 Exponaten einem komprimierten Blick auf den unbekannten Schöpfer des Westchors und der Stifterfiguren. Rowena Fuß hat sich die Präsentation angesehen.

Gleich zu Beginn informiert ein Video über Weg und Werke des Naumburger Meisters. Nach dieser Zusammenfassung erweitern viele Texttafeln, Gipsabgüsse und Animationen das Wissen des Besuchers. Es ist eine kompakte Kurzfassung dessen, was bereits 2011 in Ausstellung und Katalog präsentiert wurde. Wieder kann der Besucher dem Naumburger Meister von Reims über Coucy und Noyon nach Mainz, Naumburg und schließlich Meißen folgen. Wieder kann er die Fähigkeit des Meisters bewundern, Charaktere oder Gefühle in Stein zu meißeln. So etwa in einem Abguss des Stifters Timo von Kistritz. Dessen Gesichtszüge demonstrieren eine Zerknirschung ob seiner Sündhaftigkeit als Mensch. Im selben Raum steht auch die so genannte Sibylle aus dem Bamberger Dom, die mit dem ausgeklügelten Faltenwurf ihres Gewandes beispielhaft an die von Reims ausgehende Antikenrezeption verweist. Neu hinzugekommen ist lediglich ein Wasserspeier in Form eines kleinen Mönches vom Naumburger Westchor, der dem Meister zugeschrieben wird. Er hängt direkt neben Fotografien von verschiedenen Wasserspeiern aus Coucy.

Der Burganlage sowie den Westportalen der Kathedrale von Noyon und dem Apostelrelief der Kathedrale St. Etienne von Metz widmet sich der anschließende Raum. Die Apostelreliefs vom rechten unteren Tympanonstreifen des Portail de la Vierge stellen angeblich ein Frühwerk des Meisters dar. Die Portalskulpturen aus Noyon, ebenfalls dem Naumburger Meister zugeschrieben, sind bis auf einige Kragsteinfiguren mit der Darstellung von Atlanten während der Französischen Revolution zerstört worden. Übrig geblieben sind nur Fragmente, die man dem Meister zuordnen möchte.

Dass sich der Naumburger Bildhauer-Architekt nicht ohne Weiteres fassen lässt, scheint nicht nur die Forschung, sondern auch die Spekulationslust der Besucher anzustacheln. So meinte ein Besucher, der neben mir vor den Konsolfiguren von Noyon stand, gar, den Meister persönlich in einem der Atlanten zu erkennen — ein grobschlächtiges, kantiges Gesicht kennzeichnet diese Figur. »Sächsisch breit« meinte der ältere Herr dazu. Wie er weiter ausführte, sei dieses Gesicht auch im Zug der Verdammten des Mainzer Westlettners zu sehen, genauso wie im Bassenheimer Relief, das die Mantelteilung des Hl. Martin zeigt. Hier soll es der Bettler sein, der den vermeintlichen Meister abbildet. Eine interessante Bemerkung, deutet sie doch darauf hin, dass zur Herkunft des Meisters trotz der opulenten Ausstellung im letzten Jahr und dieser neuen konzentrierten Schau, noch nicht das letzte Wort gefallen ist. »Die Suche nach dem Naumburger Meister geht weiter« bildet daher nicht nur den Schlusssatz des Einführungsvideos, sondern auch den Anfang für die weiter laufende Debatte um den einzigartigen mittelalterlichen Bildhauer-Architekten.

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