Meldungen aus der Forschung

Debatte um den Naumburger Meister

Groß war das Echo auf die Ausstellung und das Kolloquium zum Naumburger Meister im letzten Jahr. Rege wurden die Thesen zur Herkunft des Meisters diskutiert — bedauerlicherweise jedoch nur durch ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Aus aktuellem Anlass möchten wir den Diskurs auf Portal Kunstgeschichte fortführen.

Zeitgleich mit dem Erscheinen des Tagungsbandes in diesem Monat wollen wir die Diskussion um den Naumburger Meister wieder aufnehmen. Dies erscheint umso dringlicher, da uns kürzlich eine ausführliche Besprechung des Ausstellungskataloges von Gerhard Straehle erreichte, die nach unserer Ansicht einen wichtigen Beitrag in der Debatte um den Naumburger Meister darstellt.

Den Verfasser der Rezension hatten einige Teilnehmer des Kolloquiums sicherlich schon selber als Beiträger des Kataloges erwartet, stammt aus seiner Feder doch die jüngste und umfangreichste Arbeit zum Thema. Seine Studie zum »Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte« wurde 2008 von der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München als Dissertation angenommen und ein Jahr später veröffentlicht. Dennoch fehlte der Autor sowohl als Beiträger des Kataloges wie als Referent auf dem Naumburger Kolloquium. Grund genug für uns, Gerhard Straehles wissenschaftliche Kritik am Ausstellungskatalog auf Portal Kunstgeschichte zur Diskussion zu stellen.

Straehle schreibt uns, dass nach seiner Ansicht die Hauptthese von Krohm, der Naumburger Meister entstamme einem „französischen Hüttenverband“ und sei von seinen Ursprüngen in Paris, Amiens oder Reims (denn Genaues zur Herkunft erfährt man im Katalog nicht) über Coucy, Noyon, Metz und Mainz nach Naumburg gelangt, durch die Ergebnisse des Kataloges selbst widerlegt sei. Die programmatisch verkündete These vom französischen Naumburger Meister und die konkreten Einzelergebnisse des Kataloges ließen sich, so Straehle, nicht miteinander vereinbaren.

Besonders widmet sich Straehle in seiner Rezension einigen »sensationellen« Ergebnissen bezüglich der Stifterfiguren, die in Presse, Funk und Fernsehen verbreitet wurden, mit denen er aber nicht einverstanden ist: die These vom direkten Vorbild der Reimser für die Naumburger Skulptur, die These, dass die Burgfeste von Coucy in der Picardie eine Station auf dem Lehr- und Wanderweg des Naumburger Meisters gebildet habe, dass der Pariser Childebert aus Saint-Germain-des-Prés, die Madonna aus Saint-Nicolas-de-Port bei Nancy oder ein kürzlich im Londoner Kunsthandel aufgetauchtes Kopffragment irgendeine Rolle in der Vorgeschichte des Naumburger Meisters spielen würden — Thesen, die Straehle sämtlich verwirft, wobei seine Gegen-Thesen Stoff für eine interessante Diskussion bieten.

Sie können den vollständigen Rezensionstext im Anschluss als pdf herunterladen. Um sich an der Diskussion zu beteiligen, nutzen Sie bitte unsere Kommentarfunktion oder Sie senden uns ihren Beitrag im pdf-Format per Mail an info@portalkunstgeschichte.de. Dieser wird anschließend mit an den Artikel gehängt. Neben den Teilnehmern des Kolloquiums möchten wir genauso die Ausstellungsbesucher ansprechen, die an dieser Stelle ihre unbeantwortete Fragen einreichen können.

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