Ausstellungsbesprechungen

Impressionismus und Japanmode. Edgar Degas – James Whistler, Städtische Galerie Überlingen, bis 13. September 2009

Insider wissen längst, dass der Bodensee eine Kulturregion ersten Ranges ist. So wundert es nicht, dass sogar ohne nennenswerte mediale Präsenz die eine oder andere Ausstellung ans schwäbische Meer lockt (und sei es, um sich vom Besuch des Welterbes – auf der Insel Reichenau oder in St. Gallen – oder der größten spätgotischen Kirche in Überlingen zu erholen).

So las man bislang wenig über die Schau zum Impressionismus und der Japanmode in der Städtischen Galerie Überlingen, doch wenn man Pech und das Museum Glück hat, ziehen Heerscharen von Kunstsinnigen durch die Ausstellung. Das wundert freilich nicht: der Impressionismus hat nach wie vor eine enorme Strahlkraft, Degas ist ein Garant für gut besuchte Häuser... Doch selbst wenn man unterstellt, dass die Schiene Impressionismus – Japan in den vergangenen Jahren schon fast überstrapaziert wurde (in Verbindung mit Monet, aber auch Van Gogh und Toulouse-Lautrec), hat diese Präsentation ihre Sensation: mit großem Namen James McNeill Whistler, mit etwas kleinerem Namen – und im Ausstellungstitel wegen des bescheidenen Auftritts noch gar nicht erwähnt – Mary Cassatt.

Über 100 Kunstwerke haben den Weg an den Bodensee gefunden, und es ist wohl im Wesentlichen The Hunterian Museum and Art Gallery (University of Glasgow) zu danken, dass Whistler samt seiner Japansammlung hier eine Hauptrolle spielt. Dazu gesellen sich Arbeiten aus einer Überlinger Privatsammlung, aber auch aus dem British Museum, so dass teils bekannte, teils öffentlich hierzulande noch nie gezeigte Arbeiten zu sehen sind. Dass sich gerade die zwei hochkarätigen Künstler, der Franzose Edgar Degas und der im 19. Jahrhundert einzige amerikanische Maler von Weltruf, James Whistler, in Deutschland treffen, ist ein Erfolg der Kuratorin Claudia Däubler-Hauschke, die sicher viel Überzeugungsarbeit leisten musste, um die Leihgaben ins Haus zu holen. Und bei aller Unterschiedlichkeit der beiden Maler macht ein Zufall sie zum Duo: Sie feiern dieses Jahr ihren 175. Geburtstag – sozusagen zum Ständchen sind japanische Meister wie Hiroshige und Hokusai versammelt. Eine runde Sache: Die ursprünglich fünf Sektionen der Schau wurden während der Vorbereitungsphase auf drei deutlich griffigere Abteilungen gestrafft: »Der japanische Schmetterling – James Whistler«, »Das japanische Experiment – Edgar Degas« sowie »Die neue Radierung – Degas, Cassatt, Whistler«. Die Städtische Galerie hat sich dafür auch dem internationalen Standard angepasst und bietet erstmals Audioguides an, und auch die Führungen und Workshops sind zielgruppengerecht orientiert (zum einen vielsprachig, zum anderen auf spezielle Bedürfnisse wie die von Kindern oder Senioren zugeschnitten; löblich ist auch die sachkundige Einweisung in die Geschichte des japanischen Farbholzschnitts, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wahren Siegeszug durch Europa führte).

Zu Degas muss man kaum etwas sagen, nur so viel: Mit den in Deutschland nochVergnügen ist, sein einzigartiges Schaffen – Porträts, Nachtstücke u.a. – sowie die Verbindung in einem »gelebten Japonismus« anzusehen. Als Zugabe gibt es  nie gezeigten »Tänzerinnen im Foyer« (Sammlung Bührle, Zürich), um die Jahrhundertwende entstanden, ist eines der schönsten Gemälde des Impressionisten präsent. Was Whistler angeht, muss man zwar auf sein bekanntestes Werk, das »Bildnis seiner Mutter« (durch den Mr. Bean-Darsteller Rowan Atkinson in bleibender Film-Erinnerung), verzichten. Aber die Vita des Künstlers, der als Junge nach St. Petersburg zog und in Paris und London seinen Blick für die Kunst schärfte, ist so spannend kennenzulernen, wie es ein zauberhafte Grafiken Mary Cassatts zu betrachten – die Künstlerin selbst ist auf Arbeiten von Degas wiederzuentdecken.

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Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10.00 - 13.00 und 14.00 - 18.00 Uhr

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