Hörführer, Rezensionen

Jürgen Kaiser: Der Dom zu Speyer. Die Wiege der Romanik. Verlag Kunst und Reise 2008

Der Verlag «Kunst und Reise» aus Bad Homburg hat eine Reihe mit kunsthistorischen Hörführern begonnen, die die großen deutschen Dome am Rhein, die so genannten Kaiser-Dome also, zum Thema haben. Es sind strukturierte Spaziergänge, die einer genauen Route folgen. Unser Rezensent Walter Kayser hat sich diesen besonderen Reiseführer angehört.

Dom zu Speyer©kunst+reise
Dom zu Speyer©kunst+reise

Der erste Hörführer ist dem Dom zu Speyer gewidmet. Der hörende Reisende wird auf einen Weg geführt, der gegen den Uhrzeiger im doppelten Schneckengang angelegt ist: Wie es sich gehört mit dem Außenbau beginnend, an der Südseite entlang zur grandiosen Chorpartie, dann zum westlichen Querhaus und dem ehemaligen Pfalzareal, zur rekonstruierten Westfassade und dann erst in den gewaltigen Innenraum. Hier stehen das Mittelschiff, das südliche Seitenschiff, dann die Krypta mit der Kaisergruft, schließlich die Afrakapelle und das nördliche Querhaus mit Vierung und Chor auf dem Programm. 23 Kapitel von etwa jeweils 5 Minuten Dauer. Und damit man auch weiß, wann man sich weiter zu bewegen hat, bimmelt regelmäßig vom Turm herab die Glocke und schlurfende Schritte setzen einen sozusagen unbewusst in Gang.
Das erste Drittel der Hör-CD ist vernünftigerweise einer allgemeinen Einführung gewidmet und widmet sich den Zusammenhängen, die man nicht sehen kann. Es geht um das Geschlecht der Salier, um die Baugeschichte ihrer einzigartigen Grablege, die verwickelte Baugeschichte mit ihren verschiedenen Bauherren, um die verheerende Zerstörung 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg und die  bewundernswert einfühlsamen Rekonstruktion durch Ignaz Neumann, den Sohn Balthasar Neumanns.
Natürlich sind etliche Superlative im Text zu hören, es handelt sich immerhin um einen der schönsten, gewaltigsten romanischen Bauten der Welt, UNESCO-Kulturerbe seit 1981. Aber stets bleibt der Text sachlich-nüchtern, sozusagen Handbuchwissen für den durchfahrenden Laien. Es fehlt das Anekdotische und Amüsante, das vielleicht manchen lebendigen ortsansässigen Führer ausmachen würde. Das Booklet fällt auch etwas schmal aus und hilft nur wenig, sich nicht Sichtbares vorzustellen.
Dafür ist die Stimme des Sprechers Michael Mentzel sehr schön gemessen, ruhig und angenehm.

Mit diesem persönlichen Hör-Guide im Ohr ist die (Wieder-) Begegnung mit dem Dom zu Speyer ein schönes, etwa zweistündiges Erlebnis.

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