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Private Views - Niederländische Malerei der Sammlung Kremer

Das Museum Schloss Wilhelmshöhe zeigt vom 24. Oktober 2008 bis 25. Januar 2009 hochkarätige Privatsammlung niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts.

Überrascht von der Tatsache, dass auch heute noch Bilder von Rembrandt & Co. auf dem Kunstmarkt erhältlich sind, erwarben George und Ilone Kremer 1995 ihren ersten Alten Meister. Damit begann für das Ehepaar Kremer eine bis heute anhaltende Faszination für holländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts. Inzwischen umfasst der Bestand 50 herausragende Werke, die nahezu vollständig in der Kasseler Ausstellung zu sehen sind.

Die von individuellen Vorlieben geprägte Sammlung zeichnet sich durch ein breites Spektrum aus: Mit Rembrandt und seiner Schule sowie den Utrechter Caravaggisten sind zwei Schwerpunkte in der Ausstellung gesetzt. Hinzu kommen Meisterwerke von Frans Hals, Adriaen Brouwer, Pieter de Hooch, Michael Sweerts, Gerrit Dou und weiteren Künstlern, die auch in der Gemäldegalerie Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe vertreten sind. Die Sammlung Kremer bietet somit eine kongeniale Ergänzung der Gemäldegalerie, deren Bestand auch auf einen Privatsammler zurückgeht, nämlich auf Landgraf Wilhelm VIII.

Die Museumslandschaft Hessen Kassel präsentiert die Gemälde der Sammlung Kremer in einem Ambiente, das von holländischen Grachtenhäusern inspiriert ist. Die Besucher empfangen Impressionen aus dem Holland der Gegenwart. Auch das typische Hollandrad darf dabei nicht fehlen. Eines der Highlights der Sammlung, die „Schäferin“ von Paulus Moreelse, verlockt den Besucher einzutreten und die Räume zu erkunden. Die Hängung ist nach Themen bzw. nach kunsthistorischen Gesichtspunkten gegliedert. So ist den niederländischen Caravaggisten ebenso ein Raum gewidmet wie religiösen Themen oder der Porträtmalerei. Das Herzstück der Ausstellung bildet der Rembrandt-Raum, in dem Druckplatten von Rembrandt sowie Werke seiner Schüler und Nachfolger zu betrachten sind und natürlich der Rembrandt der Kremers: Der „Alte Mann mit Turban“, um 1627/28. Mit ihm verbindet sich eine besondere Geschichte. Das Bild war zunächst Jacques des Rousseaux, einem Schüler Rembrandts, zugeschrieben. Erst die Restaurierung des Bildes brachte die Signatur RHL zutage. Das Rembrandt Research Projekt bestätigte die Zuschreibung. 

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Der inszenierte Gang ins Freie beschließt die Ausstellung. Hier begegnet der Besucher einem Spezialgebiet der niederländischen Malerei: Der Landschaftsmalerei. Von einer Dünenlandschaft Meindert Hobbemas, über ein Panorama von Philips Koninck, eine Winterlandschaft von Isack van Ostade oder eine südlichen Hafenszenerie von Jan Baptist Weenix bis hin zur Marine von Lieve Verschuier sind alle Bereiche dieser Gattung präsent. 

Die Sammlung Kremer wächst stetig. Bereits während der dreimonatigen Laufzeit der Ausstellung in Köln im Sommer des Jahres kamen zwei Gemälde hinzu, die nun erstmals in Kassel ausstellt sind. Es handelt sich um ein Bild eines Bauern von Adriaen van Ostade und um eine Nachtszene von Egbert van der Poel. Die Kremers legen großen Wert darauf, ihre Sammlung der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen. So sind die Hauptwerke der Sammlung normalerweise im Mauritshuis in Den Haag ausgestellt, wo die Arbeiten auch wissenschaftlich und restauratorisch betreut werden. Mit der jetzigen Zusammenstellung, die zuvor im Wallraf-Richartz-Museum im Köln zu sehen war und im Anschluss ins Frans Hals Museum nach Haarlem geht, ist erstmals nahezu der komplette Bestand in einer Ausstellung versammelt.

Die Ausstellung im Schloss Wilhelmshöhe wird begleitet durch ein umfangreiches Vermittelungsprogramm aus Kostümführungen, Schülerführungen, Kinderangeboten und der Veranstaltungsreihe „DAS Sammlersofa“, bei der in regelmäßigen Abständen im Bistro von Schloss Wilhelmshöhe andere Sammler von ihrer Leidenschaft berichten.

George Kremer stammt aus einer jüdischen Familie, deren Wurzeln in Lettland liegen und die 1905 nach Köln emigrierte. Sein Vater Idel Kremer arbeitete zunächst als Schuhmacher und gründete nach dem 1. Weltkrieg einen Großhandel für Tabakwaren. 1933 musste er auf Druck der Regierung sein Geschäft aufgeben und floh 1935 mit seiner Familie in die Niederlande. Dort wurden er und sein Bruder 1944 verhaftet und nach Buchenwald, später auch Auschwitz deportiert. Beide überlebten das KZ, der Bruder jedoch nur um wenige Tage.

1950 wurde George Kremer als jüngster von drei Brüdern in Amsterdam geboren. Er studierte Volkswirtschaft und handelte als Unternehmer mit Düngemitteln und Öl. Außerdem war er überwiegend in den USA im Immobiliengeschäft tätig. Mit seiner Frau Ilone lebt er in Spanien und in Texas, USA.

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