Meldungen zum Kunstgeschehen

Neue Entwicklungen im Fall Gurlitt

Bayerns Justizminister Bausback hat vor wenigen Tagen im Landtag Fehler im Fall Gurlitt zugegeben und erklärt, wie es in Zukunft weitergehen soll.

Hans Christophs »Paar« von 1924 ist eines der Bilder aus dem Münchner Kunstfund bei dem laut Behördenangaben »der begründete Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug« besteht. (© Foto: Staatsanwaltschaft Augsburg)
Hans Christophs »Paar« von 1924 ist eines der Bilder aus dem Münchner Kunstfund bei dem laut Behördenangaben »der begründete Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug« besteht. (© Foto: Staatsanwaltschaft Augsburg)

Von allen Seiten hagelt es derzeit Kritik auf Politik und Staatsanwaltschaft. Vor allem Opferverbände kritisieren, dass der Fund der knapp 1300 Kunstwerke zu spät öffentlich gemacht worden sei. Mittlerweile wurden immerhin 252 Bilder auf lostart.de, der Website der Koordinierungsstelle für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste, online gestellt und zugänglich gemacht.

Der leitende Augsburger Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz verteidigt laut welt.de weiterhin das Vorgehen seiner Behörde. Ohne die Ermittlungen gegen Gurlitt wüsste man gar nichts von den Bildern, sagt er: »Hätten wir nichts getan, säßen wir alle nicht hier und der Beschuldigte säße nach wie vor auf seinem Kunstschatz.«

Bausback hingegen räumte ein, dass »Bund und Länder bereits früher mehr Experten an die Forschung hätten setzen sollen«. Dass der Fund zu spät öffentlich gemacht wurde, wies er aber zurück. Da es sich vormals um Ermittlungen wegen Unterschlagung handelte, war die Staatsanwaltschaft wegen des Steuergeheimnisses zum Schweigen verpflichtet.

Doch ummänteln diese Aussagen lediglich die Inkompetenz der Behörden, die Tragweite des Falles richtig einzuschätzen. Auch gab es Fehler in der Kommunikation. Demnach lagen 2012 fünf Berichte über den Fall vor, von denen zwei sogar bis zum persönlichen Referenten Merks, Bausbacks Vorgängerin, gelangten, jedoch keiner zur Ministerin selbst. Bausback will sich deshalb künftig einmal pro Monat über wichtige Verfahren informieren lassen.

Von den einstigen 1280 Bildern sind nun 593 übrig, die im Verdacht stehen, NS-Raubkunst zu sein. Ihnen widmet sich aktuell die einberufene Taskforce aus Sachverständigen unter der Ägide von Ingeborg Berggreen-Merkel. Bei 384 Werken könnte es sich um solche handeln, die während der NS-Zeit als "entartet" von Museen beschlagnahmt worden. Sie stammten jedenfalls nicht aus Privatbesitz. Sie sollen nach und nach in die Datenbank lostart.de eingestellt werden, um die rechtmäßigen Besitzer zu ermitteln.

Gurlitt soll rund 300 Werke aus seiner Sammlung zurückerhalten, die ihm zweifelsfrei gehören. Allerdings konnte noch kein Termin für die Übergabe festgelegt werden, da der Rentner sämtliche Kontaktversuche der bayerischen Generalstaatsanwaltschaft abwehrt und nicht zu erreichen ist. Nach dem ganzen Trubel um seine Person verständlich.

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