Meldungen zum Kunstgeschehen

schwarzweiß - Zeitgenössische Positionen in der Schwarz-Weiß-Fotografie & L.A. Drive By. Parallelausstellung in der Robert Morat Galerie in Hamburg bis 30. April 2010

Bis zum 30. April 2010 präsentiert die Robert Morat Galerie in Hamburg zum einen mit schwarzweiß elf zeitgenössische, bisweilen sehr kontrastreiche Positionen in der Schwarz-Weiß-Fotografie und zum anderen mit L.A. Drive By eine Art fotografisches Psychogramm des Fotografen Michael Lange. Dieser nimmt den Betrachter mit in verschattete Hinterhöfe oder zeigt ihm durch die Windschutzscheibe einen düsteren, grauen Architekturriesen. Angst, ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, das sind die ausschlaggebenden Gefühle, die Langes Bildsprache prägen und dominieren: Sie ist temporeich, düster, unheimlich und lässt uns an einen gut gemachten, spannenden Krimi denken. Verena Paul empfiehlt eine Ausstellung in der Robert Morat Galerie.

schwarzweiß - Zeitgenössische Positionen in der Schwarz-Weiß-Fotografie
Auch in Zeiten digitaler Bildbearbeitung und großformatiger Farbflächen arbeiten einige Fotografen noch immer schwarz-weiß und unternehmen den Versuch, diesem klassischen Medium eine zeitgenössische Bildsprache zu geben. In der Robert Morat Galerie treffen wir auf elf unterschiedliche Positionen. Joakim Eskildsen und Julia Calfee etwa lassen in ihren Werken bisweilen Anklänge an Anselm Adams Schaffen erkennen, tasten sich aber beide wiederum ganz unterschiedlich an das Thema Natur heran. Während Eskildsen sich auf die Weite des Naturraums, auf dessen kontinuierlichen Wandel, die ästhetische Eigenwertigkeit sowie die Intervention durch den Menschen konzentriert, richtet die Fotografin ihr Augenmerk auf die filigranen Strukturen, das Spiel zwischen hellen und dunklen Partien, die sich auf Gletschern abzeichnen. Der Alltag spielt demgegenüber bei Joachim Richau und Stanko Abadzic eine wichtige Rolle – allerdings verfolgen bei ganz unterschiedliche Ziele. Neben den Themen Natur, Alltag bilden Abstraktion und Ästhetik Leitlinien der präsentierten Werke.

Joakim Eskildsen – Nordic Signs
Mit der Serie Die Romareisen gelang Joakim Eskildsen (geb. 1971) vor zwei Jahren der internationale Durchbruch. Das Buch zur Serie wurde als »Fotobuch des Jahres 2009« ausgezeichnet, die Arbeiten wurden in wichtigen Institutionen wie dem Fotomuseum Winterthur ausgestellt. Die jetzt gezeigten klarlinigen, atmosphärisch aufgeladenen Arbeiten stammen aus einer älteren Serie über nordische Landschaften, die zwischen 1989 und 1994 in Norwegen, Schottland, Dänemark, Schweden, Island und auf den Färöer Inseln entstanden ist.

Julia Calfee – The last Songs of the Glaciers
Die bekannteste Serie der amerikanischen Fotografin Julia Calfee, »Inside the Chelsea Hotel« aus dem Jahr 2008 ist zeitgleich zur Präsentation hier in Hamburg in einer großen Einzelausstellung im DOX Centre for Contemporary Art in Prag zu sehen. Die Morat Galerie präsentiert dem Besucher Multimedia-Arbeiten aus Calfees neuestem Projekt, einer abstrakten Serie über die sterbenden Gletscher der europäischen Hochalpen.
Joachim Richau – heim suche 95-05/08
Joachim Richau (geb. 1952) lebt in Berlin und Malungsfors (Schweden). Im vergangenen Jahr erschien sein Buch »heim suche« (ex pose Verlag), in welchem er den Zustand des »unterwegs seins« beschreibt. Dabei, so Denis Brudna in Photonews (9/09), »sind es oft jene erstaunten Blicke auf die alltäglichen Dinge, die er als erhaltenswert empfindet und durch die Atmosphäre des erlebten Augenblicks so auflädt, dass der Betrachter mit eigenen Emotionen und Sehnsüchten in ihnen landen kann.«

Benno Schlicht – 90.04
Benno Schlicht, 1962 in Osnabrück geboren, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Essen. Seine Arbeit besteht, so sagt er selbst, »aus allerhand Photographie. Und anderen Dingen, Zeichnungen, Plastiken, Texten«. Die vier in den Atelierräumen gezeigten Werke sind »Prolog« betitelt, sie gehören zu einer Serie »amerikanischer Bilder« unter dem Titel »90.04«, einer Art Roadmovie durch den amerikanischen Südwesten.
Anna Jaquemard – Der Strand & Der Raum
Die in Hamburg lebende, freischaffende Künstlerin Anna Jacquemard ist in der Morat Galerie gleich mit zwei fotografischen Serien beteiligt: »Der Strand« und »Der Raum« aus den Jahren 1982 und 1983. Nach einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle 1985 hatte sie sich in den letzten 25 Jahren vor allem mit Malerei und Zeichnung beschäftigt. Die Präsentation ihrer fotografischen Arbeit ist, so die Formulierung der Künstlerin, »für mich selbst eine Wiederentdeckung«.

Markus Dorfmüller – Zuglandschaften
Der 1961 in Düsseldorf geborene Markus Dorfmüller hat sich vor allem als Architektur- und Reportagefotograf einen Namen gemacht. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Die Morat Galerie hatte ihm mit »Reeperbahn« bereits 2006 eine Einzelausstellung gewidmet. An der gegenwärtigen Gruppenausstellung ist er mit einer großformatigen Schwarz-Weiß-Arbeit aus seiner neuesten Serie »Zuglandschaften« beteiligtRichard Rothman – »Redwood Saw«
Der New Yorker Fotograf Richard Rothman begann seine Arbeit über die kalifornischen Redwoods im Jahr 2004. Vor Ort lernte er die Kleinstadt Crescent City kennen, die ein wenig bedrängt zwischen Pazifischem Ozean und den riesigen Wäldern den Außenposten der westlichen Welt markiert. »Redwood Saw « ist eine Portrait-Serie, welche die Menschen, die in dieser Gegend leben und die Natur, die sie umgibt, einfängt. Zudem ist es eine Arbeit darüber, wie beide – Mensch und Natur – voneinander abhängig sind und zugleich einander bedrohen. Die Bedrohung durch den Menschen fängt Rothman paradigmatisch mit einem Müllberg ein, der sich hinter einem Holzhaus erhebt und vor dem eine gelangweilte Teenagerin in Flipflops, hochgekrempelter Jeans und einem ärmellosen Shirt steht. Seine Arbeiten sind keine Anklage, sondern der Versuch einen Zustand einzufangen und ihn zu verstehen.

Loredana Nemes – Under Ground
Die 1972 in Rümänien geborene Fotografin Loredana Nemes lebt und arbeitet in Berlin. Für ihre Serie »Under Ground « fotografierte sie in den Jahren 2005 und 2006 mitreisende Passagiere in U-Bahnzügen in Paris, Berlin, London, Moskau, New York und Bukarest. Die Serie erscheint wie eine moderne Hommage an Walker Evans’ legendäre Subway-Portraits der Serie »Many are called« aus den 1930er Jahren, die ein Meilenstein in der Portraitfotografie markiert.

Stanko Abadzic – Prague
Die Fotografien des 1952 in Kroatien geborenen Fotografen atmen die Atmosphäre der klassischen, humanistischen Fotografie der 40er und 50er Jahre. Und so dominieren geometrische Kompositionen, sinnliche Detailstudien oder Licht- und Schattenspiele.

Michael Lange L.A. Drive By
Michael Lange (geb. 1953) lebt und arbeitet als freier Fotograf in Hamburg. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und publiziert, u.a. in Veröffentlichungen wie Stern, GEO oder art.
Neben der Gruppenausstellung schwarzweiß präsentiert Lange derzeit seine Serie L.A. Drive By in der Morat Galerie. Jeder, der schon einmal in Los Angeles war, kennt das ungute Gefühl, eine Abfahrt ins »falsche« Viertel genommen zu haben. Bei Michael Lange werden die zum Teil gefährlichen Viertel der kalifornischen Metropole zur Metapher für die eigenen Ängste. Er selbst formuliert es wie folgt: »Durch Los Angeles zu fahren war, wie in mich selbst einzutauchen, den dunklen Furcht erregenden Orten meiner Angst zu begegnen. Es war ein permanenter Kampf gegen die inneren Widerstände« und »mein Ziel bei dieser Arbeit war es, mich diesem Prozess auszusetzen und dadurch eine Veränderung und ihre eigene Bildsprache zuzulassen!«

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